94 Verbände fordern: neue Gentechnikverfahren strikt regulieren, Gene Drives stoppen!

Insgesamt 94 Organisationen aus den Bereichen Umwelt-, Tier- und Naturschutz, internationale Zusammenarbeit, Kirchen, Verbraucherschutz, Landwirtschaft, Züchtung, Lebensmittelwirtschaft und Imkerei sowie Jugendorganisationen fordern die Bundesregierung in einem veröffentlichten Positionspapier vom 21.04.2021 dazu auf, in Deutschland und auf EU-Ebene alle derzeitigen wie künftigen Gentechnikmethoden und die daraus entstehenden gentechnisch veränderten Organismen (GVO) weiterhin unter dem bestehenden EU-Gentechnikrecht zu regulieren und zu kennzeichnen.

Anlass für dieses Positionspapier war eine Stellungnahme der EU-Kommission zur neuen Gentechnik in der Landwirtschaft vom 30. April 2021, das eine Änderung der EU-Gentechnikgesetzgebung in Betracht zieht. Seit Jahren hatten Industrie und Gentechnik-Befürworter*innen dafür geworben, neue Gentechnikverfahren wie CRISPR/Cas von der EU-Gentechnik-Richtlinie 2001/18/EG auszunehmen.

Demgegenüber hatte der Europäische Gerichtshof (EuGH) allerdings bereits in einem Urteil vom Juli 2018 klargestellt, dass auch neue Gentechnikverfahren Gentechnik im Sinne des europäischen Gentechnikrechts seien. Aus diesem Grund müssen laut der EU-Gentechnikrichtlinie im Sinne des EU-rechtlich verankerten Vorsorgeprinzips Maßnahmen zum Schutz von Umwelt und menschlicher Gesundheit ergriffen werden. Dazu gehört nach aktuellem Gentechnikrecht eine Risikoprüfung vor Marktzulassung sowie eine Kennzeichnung der mittels Gentechnik erzeugten Produkte als “GVO”.

Aus Sicht der 94 Verbände ist die gentechnikfreie Züchtung, Saatguterzeugung, Land- und Lebensmittelwirtschaft sowie der Handel auf die Kennzeichnung von GVO, auf die Transparenz und Rückverfolgbarkeit sowie auf die Koexistenz- und Haftungsregelungen angewiesen, die das aktuelle Gentechnikrecht vorschreibt. Deshalb fordern sie mit ihrem Positionspapier die Bundesregierung dazu auf, sich auf EU-Ebene dafür einzusetzen, die Wahl- und Gentechnikfreiheit durch fortgesetzte Kennzeichnung und Transparenz, Risikoprüfung vor Zulassung und Rückverfolgbarkeit zu sichern.

Sogenannte Gene Drives seien in diesem Kontext ein Extrembeispiel für die zusätzlichen Risiken und das Missbrauchspotential neuer Gentechnikverfahren. Mit ihnen sollen erstmals auch wild lebende Arten jenseits der Landwirtschaft gentechnisch verändert, dezimiert oder ausgerottet werden. Einmal freigesetzt, sei die gentechnische Kettenreaktion eines Gene Drive nicht mehr rückholbar oder zu kontrollieren. Im schlimmsten Falle könne dies zum Kollaps ganzer Ökosysteme führen.

Deshalb fordern die 94 Verbände in ihrem Positionspapier, die Freisetzung von Gene Drive Organismen in die Natur zu unterbinden. Zum Schutz der menschlichen Gesundheit und der Biodiversität brauche es ein globales Moratorium auf die Anwendung der Technologie  in der Natur.

 

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