Mareike Imken

Bedenken zur Technologie und Ziele der Stop Gene Drive Kampagne

Interview mit Mareike Imken

Mareike Imken

Koordination der europäischen Stop Gene Drives Kampagne, Save our Seeds, Deutschland

 

Frau Imken, warum informiert die Stop Gene Drive Kampagne
über Möglichkeiten der Malariabekämpfung?

Im Rahmen der Stop Gene Drive Kampagne wollen wir Entscheidungsträger*innen und der breiten Öffentlichkeit helfen, die Risiken und Potenziale der Gene Drive Technologie im Unterschied zu alternativen Maßnahmen und Innovationen zur Malariabekämpfung einzuordnen. Zu diesem Zweck stellen wir im Laufe des Jahres 2021 verschiedene Ansätze und Perspektiven auf die Malariabekämpfung vor.

Was hat die Gene Drive Technologie mit Malaria zu tun?

Mit der Gene Drive Technologie soll die malariaübertragende Anopheles Mücke gentechnisch verändert bzw. ausgerottet werden. Vor allem die Bill & Melinda Gates Stiftung treibt die Erforschung dieser Gentechnologie im Rahmen ihres Programms „Target Malaria“ voran. Erste Feldversuche könnten in den nächsten 5 -10 Jahren in Burkina Faso, Mali Uganda und Ghana stattfinden.

Doch solche Freisetzungsversuche bergen hohe Risiken:
Bereits Freisetzungsversuche in kleinem Umfang könnten zur Folge haben, dass wildlebende Mückenpopulationen unwiderrufliche gentechnisch verändert oder ausgerottet werden. Die Konsequenzen für Umwelt, Artenvielfalt, Lebensmittelproduktion und die menschliche Gesundheit sind jedoch weder erforscht noch absehbar.

Was ist das Ziel der Stop Gene Drive Kampagne?

Mit der Stop Gene Drive Kampagne möchten wir eine breite gesellschaftliche Debatte über den fundamentalen Eingriff in die Natur anregen, der mit der Anwendung der Gene Drive Technologie verbunden wäre. Wir brauchen Zeit für eine solche Grundsatzdebatte anstatt in den nächsten Jahren vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden.

Deshalb fordert ein breites Bündnis aus zivilgesellschaftlichen Organisationen in der EU und weltweit ein globales Moratorium für Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Gene Drive Mücken. Ein solches Moratorium würde der Menschheit Zeit verschaffen, um Mindestvoraussetzungen für die Nutzung einer solchen Hochrisikotechnologie zu erfüllen. Das heißt: Die Risiken der Technologie im Labor modellieren und sie gegen die Risiken und den Nutzen von alternativen Maßnahmen abwägen. Zusätzlich die bislang fehlenden internationalen Regularien und Entscheidungsverfahren etablieren.

 

Hier geht's zu den anderen Interviews.


Interview mit Dr. Andreas Wulf

Einfluss der Bill & Melinda Gates Foundation auf die globale Gesundheitspolitik

Die Gene Drive Technologie birgt hohe Risiken. Dennoch wird sie von der Bill & Melinda Gates Foundation als Lösung gegen Malaria propagiert. Anlässlich des Welt-Malaria-Tages startet die Stop Gene Drives Kampagne ein Projekt, das verschiedene Perspektiven auf Möglichkeiten der Malariabekämpfung aufzeigt.

In diesem Interview mit Dr. Andreas Wulf, Arzt und Referent für globale Gesundheit bei Medico International wollten wir erfahren, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um das Menschenrecht auf Gesundheit umsetzen zu können und welche Rolle die Bill & Melinda Gates Stiftung in der internationalen Gesundheitspolitik bei der Auswahl von Maßnahmen wie zur Malariabekämpfung spielt.

 

Herr Wulf, wer entscheidet über die Wahl von Maßnahmen zur Bekämpfung der Malaria - welche Interessen setzen sich durch?

Der global Fund to Fight AIDS, Tb & Malaria ist zum weltgrößten Finanzgeber für Malaria Bekämpfung geworden, und stellt mehr als 50% der global verfügbaren Mittel für arme Länder bereit. Die Programme werden von den Ländern selbst entwickelt, und fokussieren auf klassische Public Health Maßnahmen (Gesundheitsaufklärung, Prävention durch Insektizide und Bettnetze gegen die Überträger-Mücken, rasche Diagnostik und Behandlung der Erkrankten mit wirksamen Kombinationsmedikamenten. Damit sind in vielen Ländern substantielle Erfolge bei der Zurückdrängung und in einzelnen auch der Eliminierung der Malaria zu verzeichnen und müssen unbedingt fortgesetzt werden.

Allerdings werden strukturelle Probleme bei der Bekämpfung wie dauerhafte Armutsbedingungen, bewaffnete Konflikte, die den Zugang zu betroffenen Gebieten unmöglich machen und aktuell auch die Unterbrechung von Programmen durch Covid19 Lockdowns und Grenzschließungen nicht durch solche Public Health Programme gelöst. Damit ist ein einseitiger Fokus auf eine technische „Ausrottung der Malaria“ problematisch, wenn er nicht die strukturellen Bedingungen mit in den Blick nimmt.

Wie schätzen Sie das Engagement der Gates-Stiftung in der internationalen Gesundheitspolitik allgemein und bezüglich der Bekämpfung von Malaria im Speziellen ein?

Die Gates Stiftung ist zu einem dominanten Akteur in der internationalen Gesundheitspolitik  geworden nicht nur durch die enormen finanziellen Mittel, die sie für Forschung,  Entwicklung und Umsetzung von Gesundheitsprogrammen einsetzt (sie ist z. B. der größte Geber des Polio-Ausrottungsprogramms der WHO), sondern besonders durch ihre strategischen Initiativen zur Förderung von öffentlich-privaten „Partnerschaften“ wie GAVI, die Impfstoff Allianz oder aktuell auch den Access to Covid19 Tools-Accelerators. Dabei besteht die große Gefahr, dass Interessenskonflikte zwischen privaten und öffentlichen Akteuren systematisch ausgeblendet werden, wie aktuell etwa an den Debatten um die Patente für Covid19 Impfstoffe zu sehen ist, bei der die Gates Stiftung aktiv die Interessen der großen Pharmaunternehmen verstärkt.

Die Tendenz der Gates Stiftung, technologische Lösungen für komplexe Gesundheitsprobleme zu bevorzugen, wird bei Malaria besonders deutlich: Sie fördert aktiv die Forschungen zur genetischen Modifizierung der Mücken (Gene Drive Strategie), um die Übertragung der Malaria Erreger zu blockieren. Problematischer noch: Sie sind vom Ziel einer möglichen Ausrottung der Malaria so überzeugt, dass sie andere Stimmen, die eher für einen möglicherweise realistischeren und community orientierten „Kontrollansatz“ plädieren, mit ihrer Dominanz in der Forschungsförderung verdrängen.

Welche Faktoren stehen dem Menschenrecht auf bestmöglichen Zugang zu Gesundheit in Afrika häufig entgegen? Welche Faktoren sind für die Prävention und Behandlung von Malariafällen relevant und müssten prioritär angegangen werden?

Grundsätzlich braucht es gute Lebensbedingungen, um Gesundheitsrechte individuell und kollektiv zu verwirklichen. Ernährung, Wohnverhältnisse, Einkommen und Arbeitsbedingungen, Frieden und der gerechte Zugang zu diesen für alle sind Schlüsselfaktoren, die weit über die Handlungsebene der Gesundheitssysteme hinausgehen und die – nicht nur in afrikanischen Ländern – massive Ungleichheiten bei der Realisierung von Gesundheit bedeuten. Unterernährung verschärft beispielsweise die Schwere von Malariaerkrankungen und die Gefahr daran zu sterben. Neben diesen „sozialen Determinanten der Gesundheit“ müssen für alle Menschen das Wissen um und die Verfügbarkeit von Prävention (Bekämpfung und Schutz vor Moskitos), Diagnostik (Schnelltests) und Behandlung (Medikamente, in schweren Fällen stationäre Behandlung) verfügbar sein, unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten. Auch die physische Erreichbarkeit von vorzugsweise öffentlichen, kostenlos zugänglichen Gesundheitsdiensten, in denen Malariaprogramme integriert sind, ist in vielen afrikanischen Ländern ein Problem, die nicht nur mit technischen Methoden angegangen werden muss (z.B. wird an Drohneneinsätze zur Verteilung von Medikamenten und Tests geforscht), sondern vor allem eine systematische Stärkung und Unterstützung gemeindenaher Gesundheitsarbeiter*innen (Community Health Worker) nicht nur in entfernten ländlichen Gegenden, sondern auch in Armutsregionen der Megacities.

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Weitere Interviews haben wir geführt mit:

Ali Tapsoba, Menschenrechtsaktivist und Sprecher eines Bündnisses in Burkina Faso gegen die Freisetzung von Gene Drive Mücken in seinem Heimatland, zu den bisher durchgeführten Maßnahmen zur Malariabekämpfung und die Einstellung der lokalen Bevölkerung zu den geplanten Feldversuchen mit Gene Drive Mücken.
Hier geht’s zum Interview

Pamela J. Weathers, Professorin und Forscherin am Worcester Polytechnic Institute in Massachusetts, USA, zu der Wirksamkeit und umstrittenen Sicherheit von Artemisia Tee-Aufgüsse zur Behandlung oder Vorbeugung von Malaria.
Hier
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Interview with Dr. Andreas Wulf

Gene drive technology carries high risks. Yet it is being promoted by the Bill & Melinda Gates Foundation as a solution to malaria. On the occasion of World Malaria Day, the Stop Gene Drives campaign is launching a project that presents different perspectives on how to combat malaria.

In this interview with Dr Andreas Wulf, physician and global health officer at Medico International, we wanted to find out what conditions have to be met in order to implement the human right to health and what role the Bill & Melinda Gates Foundation plays in international health policy in selecting measures such as those to combat malaria.

Who decides on the choice of measures to combat malaria - what interests prevail?

The Global Fund to Fight AIDS, TB & Malaria has become the world's largest donor of malaria control, providing more than 50% of the global funds available to poor countries. The programmes are developed by the countries themselves and focus on classic public health measures (health education, prevention by insecticides and bed nets against the mosquitoes, rapid diagnosis and treatment of the sick with effective combination drugs. As a result, many countries have seen substantial successes in the reduction of malaria, and in particular in the elimination of malaria, and it is essential to continue. However, structural problems in the fight, such as persistent poverty conditions, armed conflicts that make access to affected areas impossible, and currently the interruption of programmes by Covid19 lockdowns and border closures are not solved by such public health programs. Thus, a one-sided focus on a technical "eradication of malaria" is problematic if it does not take structural conditions into view.


How do you rate the Gates Foundation's commitment to international health policy in general and to the fight against malaria in particular?

The Gates Foundation has become a dominant player in international health policy not only through the enormous financial resources it promotes research, development and implementation of health programs (for example, it is the largest donor to the WHO polio eradication program), but especially through its strategic initiatives to promote public-private "partnerships" such as GAVI, the Vaccine Alliance, and currently the access to Covid19 Tools Accelerators. There is a great danger that conflicts of interest between private and public actors will be systematically hidden, as is currently seen in the debates on patents for Covid19 vaccine, in which the Gates Foundation actively strengthens the interests of the large pharmaceutical companies.

The Gates Foundation's tendency to favor technological solutions to complex health problems is particularly evident in malaria: it actively promotes research into the genetic modification of mosquitoes (gene-drive strategy) to block the transmission of malaria pathogens. More problematic, they are so convinced of the goal of a possible eradication of malaria that they are displacing other voices who are more in favour of a possibly more realistic and community-oriented "control approach" with their dominance in research funding.


What factors often stand in the way of the human right to the best possible access to health in Africa? What factors are relevant for the prevention and treatment of malaria cases and should be addressed as a priority?

Basically, good living conditions are needed in order to realize health rights individually and collectively. Food, housing, income and working conditions, peace and fair access to them for all are key factors that go far beyond the level of action of health systems and which– not only in African countries – mean massive inequalities in the realisation of health. Malnutrition, for example, exacerbates the severity of malaria and the risk of dying from it. In addition to these "social determinants of health", all people must have the knowledge about and the availability of prevention (fighting and protection against mosquitoes), diagnostics (rapid tests) and treatment (medicines, inpatient treatment in severe cases), regardless of the financial possibilities. The physical accessibility of health services, preferably public, free of charge, in which malaria programs are integrated, is also a problem in many African countries, which must be addressed not only by technical methods (e.g. research on drone operations for the distribution of drugs and tests) but above all to systematically strengthen and support community health workers not only in remote rural areas but also in poverty regions of the megacities.

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More interviews have been held with:

Ali Tapsoba de Goamma, human rights activist, and spokesman for an alliance in Burkina Faso against the release of Gene Drive mosquitoes in his home country, on the malaria control measures implemented so far and the attitude of the local population towards the planned field trials with Gene Drive mosquitoes.
Click here for the interview

Pamela J. Weathers, professor and researcher at Worcester Polytechnic Institute in Massachusetts, USA, on the efficacy and controversial safety of Artemisia tea infusions for treating or preventing malaria.
Click here for the interview


Interview mit Ali Tapsoba

Die Gene Drive Technologie birgt hohe Risiken. Dennoch wird sie von der Bill & Melinda Gates Foundation als Maßnahme gegen Malaria propagiert. Anlässlich des Welt-Malaria-Tages startet die Stop Gene Drives Kampagne ein Projekt, das verschiedene Perspektiven auf alternative Möglichkeiten der Malariabekämpfung aufzeigt.

In diesem Interview mit Ali Tapsoba de Goamma, Umwelt- und Menschenrechtsaktivist in Burkina Faso, Präsident der Organisation Terre a Vie und Sprecher für ein ziviligesellschaftliches Bündnis aus 60 Organisationen gegen die Freisetzungsversuche mit Gene Drive Mücken in seinem Land, wollten wir von ihm erfahren, mit welchen Maßnahmen in Burkina Faso bislang gegen Malaria vorgegangen wurde. Außerdem ordnet er für uns ein, wie die lokale Bevölkerung und Öffentlichkeit in seinem Land auf die angekündigten Feldversuche mit Gene Drive Mücken reagiert.

 

Herr Tapsoba, welche Maßnahmen wurden ergriffen, um Malaria in Burkina Faso zu stoppen? Welche waren erfolgreich, welche nicht? Welche wurden noch nicht versucht? Welche zusätzlichen Maßnahmen wären in Burkina Faso erforderlich, um das Leiden an Malaria zu beenden?

Trotz der Bemühungen der Regierung ist Malaria nach wie vor die Hauptursache für Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte und Todesfälle in Burkina Faso. Über den Verlust von Menschenleben hinaus wirkt sich Malaria auch auf die Wirtschaft aus, behindert die Produktivität und belastet das Gesundheitssystem erheblich.
Die Letalitätsrate der Malaria ist jedoch seit 2015 deutlich auf unter 1% gesunken.
Die wichtigsten Vektoren zur Übertragung der Krankheit sind die Mückenarten Anopheles gambiae und die Anopheles funestus.

Mögliche Maßnahmen zur Bekämpfung der Malaria in Burkina Faso:

  • Verteilungskampagne der MILDA (Moustiquaires Imprégnées d’Insecticide à Longue Durée d’Action, Insektizid-imprägnierte Moskitonetze mit langer Wirkungsdauer).
  • Verwendung von Repelletien in geschlossenen Räumen und auf Kleidungsstücken.
  • Praxis der TPI (Traitement Préventif Intermittent du paludisme, Intermittierende vorbeugende Behandlung von Malaria mit oraler Medikamenteneinnahme von Amodiaquin) und der CPS (Chimioprévention du Paludisme Saisonnier, Saisonalen Malaria-Chemoprävention. Hierbei werden die Malariamedikamente Sulfadoxin-Pyrimethamin und Amodiaquin verabreicht, um einer Infektion vorzubeugen.)
  • Hygiene im Lebensumfeld: Errichtung von Kanalisationssystemen, Reinigung von Dachrinnen, Änderung der Methoden zur Wasserspeicherung.
  • Larvenbekämpfung
  • Das Besprühen von Innenräumen mit Insektiziden.
  • Verteilung von routinemäßigen Moskitonetzen an schwangere Frauen und Kinder unter einem Jahr,
  • Stärkung der Prävention für schwangere Frauen

Von diesen Methoden funktioniert bisher die Verteilungskampagne der MILDA, die Verwendung von Repellentien und die präventiven Behandlungsmethoden gut.
In geringerem Maße wurden jedoch die Maßnahmen zur Verbesserung der Hygienebedingungen, das Besprühen von Innenräumen mit Insektiziden und die Larvenbekämpfung umgesetzt. Diese drei Maßnahmen sowie die Verwendung von Heilpflanzen in der Präventiv- und Heilbehandlung als auch Bildungsmaßnahmen zur Verhaltensänderung sollten jedoch verstärkt angegangen werden.


Wie wird der Einsatz der Gene Drive Technologie in Ihrem Land im Vergleich zu anderen Maßnahmen zur Bekämpfung von Malaria diskutiert? Versteht die lokale Bevölkerung, wie die Technologie funktioniert? Stimmt sie zu, diese Technologie zu testen / zu verwenden?

Gentechnisch veränderte Organismen (GVO) sind in Burkina Faso umstritten. Wissenschaftler*innen und Verbraucher*innen haben zum Beispiel gentechnisch veränderte Baumwolle abgelehnt.
Gene Drives, die sich noch nicht in der Anwendung befinden, sind ein umstrittenes Thema. Ein Bericht von Target Malaria über die Freisetzung von 6400 gentechnisch veränderten Mücken (keine Gene Drives) im Juli 2019 besagt, dass es nicht das Ziel war, Malaria zu bekämpfen, sondern zu testen, wie lange diese Moskitos leben, wie fähig sie sind, sich an die natürliche Umgebung anzupassen, und wie sie sich ausbreiten.

Die Bürger von Burkina Faso lehnen die künftige Nutzung dieser Technologie kategorisch ab. Der Widerstand hat es ermöglicht, eine Freisetzung im Jahr 2020 zu blockieren. Und wir werden eine Freisetzung auch weiter verhindern.
Die Menschen in Burkina Faso wissen nichts über Gene Drives. Selbst die Wissenschaftsgemeinschaft hat Schwierigkeiten, diese Technologie zu verstehen. Es gibt keine vorherige, freie und informierte Zustimmung zur Freisetzung von Gene Drives und es gibt keine Rechtsvorschriften zu diesem Thema in Burkina Faso.

Abschließend möchte ich sagen, dass Malaria zu einem Geschäftsmodell in Afrika geworden ist. Es ist eine Gesundheitsmafia, die der Pharmaindustrie und einigen Regierungen zugutekommt. Ich zweifle stark an den Statistiken, die von den Gesundheitsbehörden veröffentlicht wurden. Um Malaria in Afrika zu bekämpfen, genügt es, eine gute Politik der Hygienesanierung zu entwickeln, einen Plan für die ökologische Gestaltung  der Städte und Dörfer zu erstellen,  die Ökosysteme und die biologische Vielfalt zu erhalten, die  Alphabetisierungsrate  zu erhöhen und eine  tugendhafte  Regierungsführung in den Staaten zu gewährleisten.

 


Weitere Interviews haben wir geführt mit:

Andreas Wulf von Medico International, Referent im Berliner Büro für globale Gesundheitsfragen, der uns Auskunft gibt über die Rolle der Bill & Melinda Gates Stiftung in der internationalen Gesundheitspolitik und seine Sicht auf notwendige Bedingungen für die Umsetzung des Menschenrechts auf Gesundheit in Afrika darlegt.
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Pamela J. Weathers, Professorin und Forscherin am Worcester Polytechnic Institute in Massachusetts, USA, zu der Wirksamkeit und umstrittenen Sicherheit von Artemisia Tee-Aufgüsse zur Behandlung oder Vorbeugung von Malaria.
Hier
geht’s zum Interview

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Auf folgende Quellen bezieht sich Herr Tapsoba:

  1. World Health Organisation (2019). World Malaria Report 2019 World Health Organisation (2019).
  2. USAID President’s Malaria Initiative FY 2019 Burkina Faso Malaria Operational Plan
  3. USAID 2017: Financing of Universal Health Coverage and Family Planning - A Multi-Regional Landscape Study and Analysis of Select West African Countries: Burkina Faso
  4. Universal Health Partnership coverage (2019). http://uhcpartnership.net/country-profile/burkina-faso/(le lien est externe)(link is external)
  5. L’Économiste du Faso 2016
  6. https://www.la-croix.com/Sciences-et-ethique/Le-paludisme-lautre-epidemie-devastatrice-2020-07-17-1201105379
  7.  https://www.jeuneafrique.com/654776/societe/burkina-controverse-autour-de-moustiques-ogm-contre-le-paludisme/
  8. https://www.lemonde.fr/afrique/article/2018/06/29/des-moustiques-ogm-contre-le-paludisme-le-projet-qui-fait-debat-au-burkina_5323380_3212.html

Interview with Ali Tapsoba

Gene drive technology carries high risks. Yet it is being promoted by the Bill & Melinda Gates Foundation as a solution to malaria. On the occasion of World Malaria Day, the Stop Gene Drives campaign is launching a project that presents different perspectives on how to combat malaria.

Ali Tapsoba de Goamma is a human rights activist and spokesman for an alliance in Burkina Faso against the release of Gene Drive mosquitoes in his home country. In this interview with him we wanted to know which malaria control measures have benn implemented in his country so far. We also ask for his perception on the attitude of the local population towards the planned field trials with Gene Drive mosquitoes.

Mr. Tapsoba, which measures have been applied to stop Malaria in Burkina Faso? Which were successful, which not? Which have not yet been attempted?  Which additional measures would be needed in Burkina Faso to end the suffering from Malaria?

Despite government efforts, malaria remains the leading cause of medical visits, hospital stays and deaths in Burkina Faso. Beyond loss of life, malaria also impacts the economy, hampers productivity, and places a significant burden on the health system.
However, the lethality rate of malaria has dropped significantly since 2015 to less than 1%.
The main vectors for transmission of the disease are the mosquito species Anopheles gambiae and Anopheles funestus.

Possible measures to combat malaria in Burkina Faso:

  • Distribution campaign called MILDA, which included impregnated mosquito nets with long duration of action (MILDA =Moustiquaires Imprégnées d'Insecticide à Longue Durée d'Action, insecticide)
  • Use of repellents indoors and on clothing.
  • Intermittent preventive treatment of malaria with oral medication of amodiaquine (TPI, Traitement Préventif Intermittent du paludisme) and seasonal malaria chemoprevention (CPS, Chimioprévention du Paludisme Saisonnier). The antimalarial drugs sulfadoxine-pyrimethamine and amodiaquine are administered to prevent infection.
  • Hygiene measures: construction of sewerage systems, cleaning of gutters, modification of water storage methods.
  • Larval control
  • Indoor spraying with insecticides.
  • Distribution of routine mosquito nets to pregnant women and children under one year of age,
  • Strengthening prevention for pregnant women.

Of these methods, the MILDA distribution campaign, the use of repellents, and the preventive treatment methods are working well so far.
The measures to improve hygiene conditions, indoor spraying with insecticides, and larval control have been implemented to a lesser extent. However, these three measures as well as the use of medicinal plants in preventive and curative treatment as well as educational measures for behavioral change should be addressed more intensively.

 

How is the use of Gene Drive technology discussed in your country as compared to other measures to combat malaria? Does the local population understand how the technology works? Do they agree to testing/using this technology? 

Genetically modified organisms (GMOs) are discussed controversially in Burkina Faso. For example, scientists and consumers have rejected genetically modified cotton.
Gene drives that are not yet in use are a contentious issue. A report by Target Malaria on the release of 6400 genetically modified mosquitoes in July 2019 states that the goal was not to fight malaria, but to test how long these mosquitoes live, how capable they are of adapting to the natural environment, and how they spread.
The citizens of Burkina Faso categorically oppose the future use of this technology. The resistance has made it possible to block a release in 2020. And we will continue to prevent a release. Local people in Burkina Faso know nothing about Gene Drives. Even the scientific community has difficulty understanding this technology. There is no free, prior and informed consent for the release of Gene Drives and there is no legislation on this issue in Burkina Faso.

In conclusion, malaria has become a business model in Africa. It is a health mafia that benefits the pharmaceutical industry and some governments. I strongly doubt the statistics published by the health authorities. To fight malaria in Africa, it is enough to develop a good policy of sanitation, create a plan for the ecological design of cities and villages, preserve ecosystems and biodiversity, increase literacy rates, and ensure virtuous governance in the states.

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Further interviews have been conducted with:

Andreas Wulf of Medico International, officer in the Berlin office for global health issues, who gives us information about the role of the Bill & Melinda Gates Foundation in international health policy and presents his view on necessary conditions for the implementation of the human right to health in Africa.
Click here for the interview

Pamela J. Weathers, professor and researcher at Worcester Polytechnic Institute in Massachusetts, USA, on the efficacy and controversial safety of Artemisia tea infusions for treating or preventing malaria.
Click here for the interview

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References provided by Mr. Tapsoba:

  1. World Health Organisation (2019). World Malaria Report 2019 World Health Organisation (2019).
  2. USAID President’s Malaria Initiative FY 2019 Burkina Faso Malaria Operational Plan
  3. USAID 2017: Financing of Universal Health Coverage and Family Planning - A Multi-Regional Landscape Study and Analysis of Select West African Countries: Burkina Faso
  4. Universal Health Partnership coverage (2019). http://uhcpartnership.net/country-profile/burkina-faso/(le lien est externe)(link is external)
  5. L’Économiste du Faso 2016
  6. https://www.la-croix.com/Sciences-et-ethique/Le-paludisme-lautre-epidemie-devastatrice-2020-07-17-1201105379
  7. https://www.jeuneafrique.com/654776/societe/burkina-controverse-autour-de-moustiques-ogm-contre-le-paludisme/
  8. https://www.lemonde.fr/afrique/article/2018/06/29/des-moustiques-ogm-contre-le-paludisme-le-projet-qui-fait-debat-au-burkina_5323380_3212.html

 


94 Verbände fordern: neue Gentechnikverfahren strikt regulieren, Gene Drives stoppen!

Insgesamt 94 Organisationen aus den Bereichen Umwelt-, Tier- und Naturschutz, internationale Zusammenarbeit, Kirchen, Verbraucherschutz, Landwirtschaft, Züchtung, Lebensmittelwirtschaft und Imkerei sowie Jugendorganisationen fordern die Bundesregierung in einem veröffentlichten Positionspapier vom 21.04.2021 dazu auf, in Deutschland und auf EU-Ebene alle derzeitigen wie künftigen Gentechnikmethoden und die daraus entstehenden gentechnisch veränderten Organismen (GVO) weiterhin unter dem bestehenden EU-Gentechnikrecht zu regulieren und zu kennzeichnen.

Anlass für dieses Positionspapier war eine Stellungnahme der EU-Kommission zur neuen Gentechnik in der Landwirtschaft vom 30. April 2021, das eine Änderung der EU-Gentechnikgesetzgebung in Betracht zieht. Seit Jahren hatten Industrie und Gentechnik-Befürworter*innen dafür geworben, neue Gentechnikverfahren wie CRISPR/Cas von der EU-Gentechnik-Richtlinie 2001/18/EG auszunehmen.

Demgegenüber hatte der Europäische Gerichtshof (EuGH) allerdings bereits in einem Urteil vom Juli 2018 klargestellt, dass auch neue Gentechnikverfahren Gentechnik im Sinne des europäischen Gentechnikrechts seien. Aus diesem Grund müssen laut der EU-Gentechnikrichtlinie im Sinne des EU-rechtlich verankerten Vorsorgeprinzips Maßnahmen zum Schutz von Umwelt und menschlicher Gesundheit ergriffen werden. Dazu gehört nach aktuellem Gentechnikrecht eine Risikoprüfung vor Marktzulassung sowie eine Kennzeichnung der mittels Gentechnik erzeugten Produkte als “GVO”.

Aus Sicht der 94 Verbände ist die gentechnikfreie Züchtung, Saatguterzeugung, Land- und Lebensmittelwirtschaft sowie der Handel auf die Kennzeichnung von GVO, auf die Transparenz und Rückverfolgbarkeit sowie auf die Koexistenz- und Haftungsregelungen angewiesen, die das aktuelle Gentechnikrecht vorschreibt. Deshalb fordern sie mit ihrem Positionspapier die Bundesregierung dazu auf, sich auf EU-Ebene dafür einzusetzen, die Wahl- und Gentechnikfreiheit durch fortgesetzte Kennzeichnung und Transparenz, Risikoprüfung vor Zulassung und Rückverfolgbarkeit zu sichern.

Sogenannte Gene Drives seien in diesem Kontext ein Extrembeispiel für die zusätzlichen Risiken und das Missbrauchspotential neuer Gentechnikverfahren. Mit ihnen sollen erstmals auch wild lebende Arten jenseits der Landwirtschaft gentechnisch verändert, dezimiert oder ausgerottet werden. Einmal freigesetzt, sei die gentechnische Kettenreaktion eines Gene Drive nicht mehr rückholbar oder zu kontrollieren. Im schlimmsten Falle könne dies zum Kollaps ganzer Ökosysteme führen.

Deshalb fordern die 94 Verbände in ihrem Positionspapier, die Freisetzung von Gene Drive Organismen in die Natur zu unterbinden. Zum Schutz der menschlichen Gesundheit und der Biodiversität brauche es ein globales Moratorium auf die Anwendung der Technologie  in der Natur.

 

Download PDF Positionspapier

 

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Links zu weiteren Pressemitteilungen:


162 Verbände fordern globales Gene Drive Moratorium

Eine breite Koalition von 162 Organisationen hat Frans Timmermans, dem Vize-Präsidenten der Europäischen Kommission, einen offenen Brief geschrieben. Sie fordert, Pflanzen und Tiere, die mit neuen gentechnischen Methoden verändert wurden, auch in Zukunft strikt zu regulieren. Ferner soll die EU-Kommission ein weltweites Moratorium für Gene Drive-Organismen unterstützen.

Die bestehenden EU-Gentechnik-Standards sicherten die Umsetzung des Vorsorgeprinzips und schützten Umwelt und Verbraucher, schrieben die Organisationen aus den Bereichen Umwelt- und Verbraucherschutz, Land- und Lebensmittelwirtschaft. Bauern und Konsumenten könnten frei wählen, ob sie gentechnisch veränderte Pflanzen essen oder anbauen wollen. Aktueller Anlass für den offenen Brief ist eine Studie über den derzeitigen Status und die zukünftige Regulierung gentechnisch veränderter Organismen in der Europäischen Union (EU). Die Regierungen der europäischen Mitgliedstaaten hatten die EU-Kommission im November 2019 aufgefordert, eine solche Studie zu erstellen. Sie soll verschiedene Aspekte berücksichtigen, darunter den wissenschaftlichen Fortschritt, die rechtliche Situation, wie auch eine Veröffentlichung der „Europäischen Gruppe für Ethik in Wissenschaft und neuen Technologien". Die Europäische Kommission hat angekündigt, die Studie Ende April zu veröffentlichen.

Ferner fordern die Autoren des Briefes an Timmermans und andere Mitglieder der EU-Kommission, diese solle sich dafür einsetzen, dass die Regelung der Gentechnik in Großbritannien auch nach dem Brexit EU-konform bleibt. Denn die britische Regierung plant aktuell, ihr Gentechnikrecht zu überarbeiten. Wie der Infodienst berichtete, hatte sie dafür Anfang des Jahres Betroffene zu einem Konsultationsverfahren eingeladen, das Mitte März endete. Die Organisationen fordern Timmermans jetzt auf, sich bei der Regierung von Großbritannien dafür stark zu machen, diese Pläne fallen zu lassen. Denn wenn gentechnisch veränderte Pflanzen in Großbritannien künftig weniger streng geregelt würden, würde das auch den Handel mit der EU betreffen.

Schließlich fordern die 162 Organisationen, die EU-Kommission solle sich für die Unterstützung eines weltweiten Moratoriums über die Nutzung von sogenannten Gene Drive-Organismen einsetzen. Gene Drive-Organismen entstehen aus einer besonderen Anwendung der neuen Gentechnik. Diese birgt die Gefahr, dass ganze Arten von Organismen stark dezimiert oder ausgerottet werden könnten. Das Europäische Parlament hatte sich bereits im Januar 2020 im Sinne einer Petition für ein globales Moratorium ausgesprochen. Gerade in Zeiten einer „ökologischen Krise, wenn eine Million Arten bedroht sind“, könne nicht mit einer Technologie experimentiert werden, die auch als „Aussterben nach Bedarf“ bezeichnet wird, so die Begründung.

 


162 organizations call for global gene drive moratorium

A broad coalition of 162 organizations has sent an open letter to Frans Timmermans, Vice President of the European Commission. It demands that plants and animals modified using new genetic engineering methods continue to be strictly regulated in the future. Furthermore, the EU Commission should support a global moratorium on gene drive organisms.

The existing EU genetic engineering standards ensure the implementation of the precautionary principle and protect the environment and consumers, wrote the organizations from the fields of environmental and consumer protection, agriculture and the food industry. Farmers and consumers would be free to choose whether to eat or grow genetically modified crops. The current occasion for the open letter is a study on the current status and future regulation of genetically modified organisms in the European Union (EU).  The governments of the European member states had asked the EU Commission in November 2019 to prepare such a study. It should take into account various aspects, including scientific progress, the legal situation, as well as a publication of the "European Group on Ethics in Science and New Technologies." The European Commission has announced that they will publish the study at the end of April.

The authors of the letter to Timmermans and other members of the EU Commission also call on the Commission to ensure that the regulation of genetic engineering in the UK remains EU-compliant after Brexit. This is because the British government is currently planning to revise its genetic engineering legislation. As reported by Infodienst, it invited stakeholders to a consultation process at the beginning of the year, which ended in mid-March. The organizations are now calling on Timmermans to lobby the UK government to drop these plans. If genetically modified plants were to be less strictly regulated in the UK in the future, this would also affect the trade with the EU.

Finally, the 162 organizations call for the EU Commission to support a worldwide moratorium on the use of so-called gene drive organisms. Gene drive organisms result from a special application of new genetic engineering. This poses the risk that entire species of organisms could be severely decimated or wiped out. The European Parliament had already spoken out in favor of a global moratorium in January 2020 in the form of a petition. Especially in times of "ecological crisis, when a million species are threatened," experiments with a technology that is also referred to as "extinction on demand" cannot be carried out, according to the justification.

 


Mücke

Gene Drive Organismen erstmals im Gentechnikrecht reguliert

Gentechniksicherheitsverordnung: Erarbeitung spezifische Sicherheitsauflagen steht noch aus

Mit dem heutigen Inkrafttreten der Änderungen an der Gentechniksicherheitsverordnung (GenTSV) werden Gene Drive Organismen explizit in den Geltungsbereich des deutschen Gentechnikrechts aufgenommen. Im Jahr 2019 wurde im Zuge einer Novellierung ein Verfahren für die Bestimmung von Sicherheitsauflagen für Laborexperimente mit Gene Drive Organismen (GDO) festgelegt. Bei GDO handelt es sich um eine neue Klasse gentechnisch veränderter, hochinvasiver Organismen, die dafür geschaffen werden, ihre gentechnische Veränderung möglichst schnell und flächendeckend in wildlebenden Populationen zu verbreiten.

Ab dem 1. März 2021 gilt nun, dass Gene Drive Organismen (für Pflanzen, Tiere oder Mikroorganismen gleichermaßen) zunächst grundsätzlich in die Sicherheitsstufe 3 von 4 eingestuft werden müssen. Das hat zur Folge, dass vor Beginn eines Laborexperimentes eine Genehmigung bei der zuständigen Landesbehörde eingeholt werden muss. Diese legt dann zusammen mit der Zentralen Kommission für die Biologische Sicherheit (ZKBS) eine passende Sicherheitsstufe zwischen 1 und 4 fest. Dabei sind der Sicherheitsstufe 4 laut Verordnung solche Arbeiten zuzuordnen, bei denen nach dem Stand der Wissenschaft von einem hohen Risiko oder dem begründeten Verdacht eines solchen Risikos für die menschliche Gesundheit oder die Umwelt auszugehen ist – während bei Sicherheitsstufe 1 kein solches Risiko zu erwarten ist.

Die Einführung einer Genehmigungspflicht für Experimente mit hochinvasiven gentechnisch veränderten Gene Drive Organismen ist ein wichtiger erster Schritt. Dieser ist dem Eingreifen des Bundesrats nach Intervention von Umwelt- und Landwirtschaftsverbänden zu verdanken. Die Möglichkeit einer Einstufung in Sicherheitsstufen 1 und 2 nach einer Einzelfallbewertung durch die ZKBS halte ich jedoch für gefährlich
so Mareike Imken, Koordinatorin der europäischen Stop Gene Drive Kampagne.

Das liege darin begründet, dass die Gentechniksicherheitsverordnung weiterhin nicht auf die von Gene Drive Organismen ausgehenden Gefahren für Artenvielfalt und Umwelt durch die selbstständige und invasive Ausbreitung von gentechnisch veränderten Gene Drive Organismen ausgelegt sei.

Bereits das Entkommen einzelner Versuchstiere, etwa von Gene Drive Fliegen oder Mücken aus einem Forschungslabor könnte erheblichen Schaden in der Umwelt verursachen und theoretisch zur Ausrottung wildlebender Populationen oder der gesamten Art führen. Deshalb sollten dringend spezifische Sicherheitsauflagen für Laborexperimente mit Gene Drive Organismen entwickelt werden, wie es die Erfinder dieser Gentechnologie und der Bundesrat  fordern. Außerdem muss die seit Jahren vakante Sachverständigenstelle zu Naturschutzfragen innerhalb der ZKBS nun schnell nachbesetzt werden. Eine Sicherheitseinstufung und Risikobewertung von Gene Drive Organismen ohne die  Beratung durch eine Naturschutzexpertin, darf es nicht mehr geben.
so Imken.

 

Zur GenTSV

Zum Beschluss des Bundesrates

Zum Verbändebrief an die Landeminister*innen

Empfehlungen zu Sicherheitsauflagen für die Gene Drive Forschung durch GD-Entwickler:


Online-Discussion: Gene Drives - Protecting People and Nature through Genetic Extermination?

 

Ricarda Steinbrecher, geneticist and board member of the European Network for Scientists for Social and Environmental Responsibility (ENSSER), emphasized that it is difficult or even impossible to make reliable predictions about the effects of a future application of Gene Drives, especially at the current time. After all, organisms are released which then independently carry out the genetic modifications in each generation. "Mistakes can be made every time. Every time, something else can be added." To ensure the preservation of biodiversity, new technologies such as Gene Drives must be looked at very closely to ensure that they do not pose any risks to our ecosystems. This is why she strongly advocated the precautionary principle during the international negotiations on the regulation of gene drive technology at the UN Convention on Biological Diversity. As a long-standing scientific advisor and participant in expert groups within the UN Convention on Biological Diversity, she reported that there is a strong influence of lobby groups on these expert bodies: For example, the Bill & Melinda Gates Foundation, one of the main financiers of the technology, had invested 1.6 million dollars in a PR agency to increase the acceptance of Gene Drives. She concluded: "The pressure to implement this technology is not commensurate with the risk."

Ali Tapsoba de Goamma, human rights and environmental activist from Burkina Faso and spokesperson for a civil society association of 40 organizations for agroecology and against Gene Drives (CCAE), reported that since 2012, the project Target Malaria has been preparing to decimate malaria-transmitting mosquitoes in Burkina Faso by means of Gene Drives. In 2019, the first field tests with genetically modified male mosquitoes that are not capable of reproducing took place, but not any Gene Drive Organisms have been released yet. Ali Tapsoba de Goamma criticized that Target Malaria had obtained the consent of the government and village leaders for these tests, but not the consent of the entire population of Burkina Faso. Rather, they had taken advantage of the fact that there are so many illiterate people in the local villages. The majority of the inhabitants of Burkina Faso are against these experiments. He raised the question: "Why not try this first in scientifically better equipped countries, but in Burkina Faso?" In his view, Burkina Faso was in a position to combat malaria itself. He said that this does not require gene drives, but a good health concept.

Dr. Andreas Wulf, doctor and consultant for global health at the medical emergency aid organization Medico International, emphasized that epidemics like malaria require long-term strategies. The idea of trying to solve such a disease with the one-time use of a technology without continued commitment is questionable, he said. One should not rely on such a "technological fix". Experience in combating other epidemics has shown that the success of the measures depends on good cooperation with the people on the ground and finding local solutions. He also criticized from a democratic point of view: "It is a problem that so much decision-making power is given to these private actors, the companies / foundations. A handful of people choose which area of research to invest in. In addition, the media coverage of research is also financially supported by these foundations". Dr. Andreas Wulf concluded that these private funds need to be embedded in the public health systems.

Mareike Imken, head of the Stop Gene Drive campaign of Save Our Seeds, explained that with the European campaign, which is supported by many organizations throughout Europe, she wanted to initiate a critical discussion in society and politics about "whether and if so, under what circumstances we want to use this technology and what restrictions it needs."
She went on to explain: "Gene Drives provides us as humanity with a tool to specifically eradicate or change wild species. In times of a species extinction that is existential for mankind, this must be considered and ethically discussed. This should not be decided lightly by those few people". She also points out that "the knowledge about Gene Drives is not yet sufficiently advanced".
In order to have time for this discussion, in-depth risk research including technology assessment and the development of internationally valid rules and decision-making mechanisms, a global moratorium on the release of gene drive organisms is needed. This moratorium must be adopted at the next Conference of the Parties of the UN Convention on Biological Diversity (COP 15).