CBD als Instrument zur Förderung von Biotechnologie?

Frisch von der COP16 berichten wir über den Versuch, den Fokus der CBD von der Regulierung von Gene Drives und anderen Biotechnologien auf deren Förderung zu verschieben – ein Schritt, der die Biodiversität gefährden könnte. Lesen Sie den vollständigen Artikel, wie er heute in der ECO veröffentlicht wurde:

Während die Biotechnologie immer weitergehende Möglichkeiten bietet, die Natur „neu zu gestalten“, versuchen einige, die CBD zu einem Ort der Förderung anstatt der Regulierung von Biotechnologie zu machen. Dies darf nicht geschehen, warnt die in Deutschland ansässige NGO Save Our Seeds.

Als die CBD verfasst wurde, wurde Biotechnologie – und das zu Recht – als Bedrohung für die Biodiversität und deren nachhaltige Nutzung angesehen. Der Text der Konvention konzentriert sich auf die Risiken, die durch die Nutzung und Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen entstehen. Gleichzeitig spricht er aber auch davon, die „Ergebnisse und Vorteile der Biotechnologien“ zu teilen, wenn diese auf genetischen Ressourcen aus sogenannten Entwicklungsländern basieren.

Im Jahr 2024 sieht die Situation jedoch ganz anders aus. Im Kontext der CBD wird zunehmend über die möglichen Vorteile der Biotechnologie gesprochen – zum Nachteil des im Übereinkommen verankerten Vorsorgeprinzips.

Dies geschieht zu einer Zeit, in der die Biotechnologie immer potenter wird. Organismen sind nicht mehr nur „gentechnisch verändert“, sondern zunehmend „neuartig in der Natur“. Die CBD verwendet den Begriff „Synthetische Biologie“ für die „Weiterentwicklung und neue Dimension moderner Biotechnologie“, die auf Werkzeugen wie DNA-Synthese, Next-Generation-Sequenzierung, Bioinformatik und Genom-Editierung basiert.

Werkzeuge der Synthetischen Biologie wurden lange Zeit genutzt, um Mikroben in geschlossenen Anlagen zur Herstellung von Arzneimitteln oder Lebensmittelzutaten zu entwickeln. Neuere Anwendungen zielen jedoch auch auf den Einsatz in offenen Umgebungen ab, wie zum Beispiel Mikroben, die die Aufnahme von Düngemitteln in Pflanzen fördern.

Eine multidisziplinäre Expert:innengruppe (mAHTEG) der CBD hat Aspekte wie die „Integration künstlicher Intelligenz und maschinellen Lernens“, „selbstverbreitende Impfstoffe für Wildtiere“ und „gentechnische Gene Drives zur Kontrolle von krankheitsübertragenden und invasiven Arten“ untersucht (Dokument CBD/SYNBIO/AHTEG/2024/1/3). Die Expert:innengruppe sollte in die Zukunft schauen und die CBD-Vertragsparteien über kommende Entwicklungen informieren. Doch die Zukunft ist bereits Gegenwart. Künstliche Intelligenz wird zunehmend zur Entwicklung von Mikroben und Proteinen eingesetzt, und „selbstlimitierende“ Insekten wurden bereits in Ländern wie Brasilien und den USA freigesetzt. Die experimentelle Freisetzung von Gene-Drive-Moskitos, ursprünglich für 2024 geplant, wird weiterhin in Uganda und anderen afrikanischen Ländern angestrebt.

Solche extremen Formen der gentechnischen Veränderung stellen eine völlig neue Dimension des Umwelt-Risikos dar. Gene Drives zielen darauf ab, ganze Populationen wildlebender Arten zu verändern oder zu eliminieren, was potenziell irreversible Schäden verursachen könnte – auch jenseits des Freisetzungslandes. Das Vorsorgeprinzip, das vor mehr als 30 Jahren in der CBD verankert wurde, ist wertvoller und unentbehrlicher denn je für den Schutz von Natur und Menschen.

Doch eine kleine Gruppe von Vertragsparteien, darunter Brasilien und das Vereinigte Königreich, will jede eingehende Bewertung der von den Expert:innen vorgeschlagenen Themen blockieren. Stattdessen argumentieren sie, die CBD solle sich auf die positiven Auswirkungen und Vorteile konzentrieren, die die Synthetische Biologie für die Erreichung des KMGBF bieten könnte.

Auch in anderen Arbeitsbereichen der CBD machen sich Interessen der Biotechnologie bemerkbar. Ein Entwurfspapier zur Pflanzenerhaltung (CRP 1) schlägt vor, „Forschung und Entwicklung zu unterstützen … um die Vorteile sicherer Biotechnologien zu fördern“. Ein weiterer Entwurf zu Biodiversität und Gesundheit (CRP 6) möchte „die Verteilung der Vorteile für die Gesundheit aus biotechnologischen Entwicklungen fördern“.

Glücklicherweise sind nicht alle Vertragsparteien blind gegenüber den potenziellen Problemen, die sich aus der Gentechnik ergeben. Ein vorgeschlagenes Non-Paper zur Synthetischen Biologie bleibt höchst umstritten. Hoffen wir, dass Vernunft siegt und die CBD nicht nur weiterhin vor negativen Folgen warnt, sondern diese mächtigen Technologien effektiv zu regulieren weiß.