COP16 – was steht für Gene Drives auf dem Spiel?
Die Vertragsparteien des „Rio“-Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) und des Cartagena-Protokolls treffen sich zwischen dem 21. Oktober und dem 1. November 2024 in Cali, Kolumbien. Was steht in den kommenden Tagen auf dem Spiel für Gene Drives?
Gene Drives stehen unter zwei wichtigen Tagesordnungspunkten zur Debatte: im Rahmen von „Synthetischer Biologie“ auf der CBD-Konferenz der Vertragsparteien (COP) sowie unter „Risikobewertung und Risikomanagement“ bei der Sitzung der Vertragsparteien des Cartagena-Protokolls (MOP).
Zwei entscheidende Berichte werden zur Diskussion stehen – einer von einer multidisziplinären Ad-hoc-Gruppe technischer Expert:innen (mAHTEG) zur Synthetischen Biologie, über Horizon Scanning, Technologieabschätzung und Monitoring, und ein weiterer Bericht, von einer weniger multidisziplinärern Ad-hoc-Gruppe technischer Expert:innen (AHTEG), der Leitlinien zur Risikobewertung für Gene-Drive-Organismen umfasst.
Bericht zur Synthetischen Biologie
Auf der COP15 im Jahr 2022 wurde eine multidisziplinäre Gruppe beauftragt, Horizon Scanning zu neuen Technologien durchzuführen, die sich auf die Biodiversität auswirken könnten. Die Gruppe stellte erste Ergebnisse zu fünf Themen vor, darunter Gene Drives, und die Vertragsparteien schlugen auf einem Vorbereitungstreffen zur COP16 vor, dass die mAHTEG eine detaillierte Bewertung verschiedener Themen durchführt, einschließlich „möglicher Auswirkungen gentechnisch veränderter Gene Drives zur Kontrolle von krankheitsübertragenden Insekten und invasiven Arten“.
Allerdings gibt es Widerstand von Gene Drive Entwickler;innen Gene Drives weiteren Bewertungen zu unterziehen, und mehrere Länder, darunter Brasilien, Argentinien, Kanada und Neuseeland (siehe früheren ECO-Artikel über diese Gruppe), lobbyieren aktiv, um die Arbeit der mAHTEG in diesem Bereich zu stoppen. Stattdessen schlagen sie einen „Aktionsplan zur Synthetischen Biologie“ vor, der den Weg für die globale Entwicklung und Verbreitung von Gene-Drive-Technologien ebnen könnte. Die Kampagne Stop Gene Drives setzt sich dafür ein, dass Gene Drives einer umfassenden Bewertung unterzogen werden.
Risikobewertungsleitlinien für Gene Drives
Die Vertragsparteien des Cartagena-Protokolls werden voraussichtlich die Risikobewertungsleitlinien für Lebende Modifizierte Organismen (LMOs/GMOs) mit gentechnisch veränderten Gene Drives, die von einer Ad-hoc-Expert:innengruppe zu Beginn des Jahres erarbeitet wurden, „begrüßen“. Wissenschaftler:innen des Europäischen Netzwerks von Wissenschaftler:innen für soziale und ökologische Verantwortung (ENSSER) halten diese Leitlinien jedoch für nicht ausreichend vorsorglich. Sie verlageren die Beweislast vom Sicherheitsnachweis auf den Schadensnachweis und verwenden einen „Problemformulierungsansatz“, der nicht zweckmäßig ist. Dieser Ansatz wurde von John Connolly, dem leitenden Wissenschaftsoffizier von Target Malaria, einer Organisation, die Gene-Drive-Mücken in Afrika freisetzen möchte, in die UN-Leitlinien eingeführt.
Anfänglich wollten viele Vertragsparteien, darunter die EU, Großbritannien und andere, weiter gehen und die Leitlinien „befürworten“. In einer Nachtsitzung am dritten Tag der COP-MOP entschied man sich jedoch für die abgeschwächte Formulierung „begrüßen“. Eine umfassende unabhängige Überprüfung der Leitlinien, wie von unserer NGO-Koalition gefordert, wird es jedoch nicht geben. Es bleibt abzuwarten, ob und wie sie im Kontext geplanter Freisetzungen von Gene Drives genutzt werden.
Lesen Sie hier unser ausführliches Briefing für weitere Einblicke.